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Chândogya-Upanishad 

7'te Lektion

 

1) Professor Deussen's Übersetzung der siebenten Lektion der Chândogya-Upanishad direkt aus dem Sanskrit ins Deutsche.

 

Aus Sechzig Upanishad's des Veda, zweite Auflage, welche 1905 kam.

Die erste Auflage erschien 1897.

Die dritte Aufage wurde 1921 herausgegeben.

 

Das Buch gibt es in neu abgetippter Form der 3. Ausgabe von Prof. Deussens' Orginal mit einem zusätzlichen Vorwort.

Ferner wird es als Ebook und Reprint-Ausgaben angeboten.

Darüberhinaus kann es Online gelesen werden bei mindestens 2 Anbietern, die via der Bayerischen Staatsbibliothek per Suchbegriff "Deussen, Paul" zu finden sind; siehe www.bsb-muenchen.de ; man muß etwas suchen; aber auch am 30.7.2023 war das noch zu finden.

Daß ich all das hier auch nochmals abtippend bringe, liegt daran, daß ich Shankara's Kommentar dazu (wie auch noch andere solche Kommetare von Shankara) auch noch zu übersetzen gedenken und es getalten möchte wie bei der Isha-Upanishad bereits. Die Vergleichbarkeit verschiedener Übersetzungen sollte einerseits die Verstehbarkeit des Textes erhöhen, so wie man zB in einem Schulbuch bisweilen was nicht so gut versteht und es aber in einer anderen Serie zugelassener Schulbücher für die selbe Jahrgangsstufe etwas dann schließlich doch, erfahrungsgemäß, bisweilen endlich richtig zu begreifen vermag; andererseits soll der Vergleich mit meiner Übersetzung der englischsprachigen Übersetzung indischer Experten, die Qualität der diversen existenten deutschsprachigen Fassungen, bis zu einem gewisse Grade zumindest, ermöglichen.

 

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Siebenter Prapâṭaka.

 

Nachdem schon in den Hymnen des Ṛigveda (1,164. 10.129) die Erkenntnis zum Durchbruche gekommen war, daß alle Götter, Welten und Wesen auf einer Einheit beruhen, war und blieb es die weitere Aufgabe, diese Einheit. näher zu bestimmen. Typisch für das Suchen nach ihr ist vor allem der Prajâpatihymnus, Ṛigv 10,121· ,Aber auch in der Brâhmaṇa-zeit setzt sich dieses Sucheu fort, und nachdem man in den Upanishad's zur Bezeichnung jener Einheit als das Brahman oder der Âtman fortgeschritten war, so blieb es auch jetzt noch eine viel ventilierte Frage, was man als das Brahman, als deu Âtman zu erkennen uud zu verehren habe. Gewöhnlich tritt diese Untersuchung in Form einer Disputation auf, in welcher der unterliegende Teil eine Reihe von Definitionen aufstellt, die dann widerlegt werden und zur richtigen Erkenntnis führen. Beispiele dafür sind zahlreich. So erbietet sich Bṛih. 2,1 (Kaush. 4) Gârgya Bâlâki, dem Könige Ajâtaçatru das Brahman zu erklären, und stellt hintereinander zwölf (in Kaush. sechzehn) Definitionen desselben auf, welche als unzulänglich befundei werden. Bṛih. 3,9,10—18,26 wird Vidagdha von Yâjñavalkya nach ,,dem Geiste (purusha), welcher aller Persönlichkeit höchster Gipfel ist ( sarvasya âtmanaḥ parâyaṇam) gefragt, stellt nach einander acht Definitionen desselben auf, weifs aber den alleu andern überlegenen ,, Geist der Upanishadlehre" (aupanishadaḥ purushaḥ) nicht zu nennen, was er mit dem Lebeu büßen mufs. Bṛih. 4,1 werden sechs unzulängliche Definitionen andrer Lehrer Yâjñavalkya kritisiert und durch eine höhere Auffassung berichtigt. Nicht immer sind es Gegner, in deren Munde die ungenügenden Definitionen auftreten. Chând. 5,11 —24 suchen sechs Brahmanen, wie wir oben S. 141 fg. sahen, Aufschluß, über den Âtman Vaiçvânara und werden, nachdem sie ihn einseitig als Himmel, als Sonne, als Wind , Äther, als Wasser md als Erde erklärt haben, vom König Açvapati über das wahre Wesen desselben belehrt. Taitt. 3 ist es Bhṛigu selbst, welcher sich, von seinem Vater Varuṇa geleitet,

 

 

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Chândogya·Upanishad 7, Einleitung.

durch wiederholte Kasteiung zu der stufenweise fortschreitenden Erkenntnis erhebt, das Brahman als Nahrung, als Prâṇa, als Manas, als Bewufstsein, als Wonne zu begreifen. Chând. 8,7—12 gibt Prajâpati, den Indra belehrend, drei Erklärungen des Âtman oder Selbstes, als die Leiblichkeit, als die individuelle und als die höchste Seele, welche drei Stufen der sich schrittweise vertiefenden Erkenntnis repräsentieren.

Von dieser Art ist auch der vorliegende Abschnitt, in welchem (wie gewöhnlich ein Brahmane durch einen Kshatriya) Nârada als höchster Repräsentant des Brahmanentums (,,unter den Götter- Ṛishi's bin ich Nârada", sagt Kṛishṇa, Bhag. G. 10,26) durch den Kriegsgott Sanatkumâra oder Skanda als höchsten Vertreter der Kshatriya's (,,unter den Heerführern bin ich Skanda" ib. 10,24) belehrt wird. Nacheinander stellt Sanatkumâra sechzehn Weisen, das Brahman zu verehren, auf, als nâman, vâc,manas, saṃkalpa, vijñânam, balam, annam, âpas, tejas, âkâça, smara, âçâ, prâṇa und zuhöchst als bhûman. Jede folgende Verehrungsform wird für größer, bhûyas, als die vorhergehende erklärt bis hinauf zum bhûman selbst, ,,der Größe" schlechthin oder ,,der Unbeschränktheit", welche, in ihrer eignen Majestät ruhend, alles in sich, nichts mehr auße sich hat, als identisch mit dein Ich (aham) und dem Selbste (âtman) allerorts sich befindet, in all den tausend Wesen zur Erscheinung kommt, und deren Erkenntnis allein Freiheit und ,,die Lösung aller Knoten" bewirkt. So klar hierin die Erhebung von allem Endlichen und Beschränkten zum bhûman als der Unendlichkeit und Unbeschränktheit schlechthin vorliegt, so seltsam sind doch mitunter die Stufen, auf denen zu dieser Unendlichkeit fortgeschritten wird. Wir wollen dieselben kurz überblicken.

 

1. Alles vedische und weltliche Wissen, welches Nârada besitzt, und dessen Unzulänglichkeit er selbst daran erkennt, dafs es ihm den gesuchten Frieden nicht gibt, ist bloß Name (nâman), und als solcher der Verehrung würdig. ,,Wer den Namen als Brahman verehrt", erntet dafür reichen Lohn; aber das Brahman, der Âtman, was er auch immer sein mag, ist jedenfalls das Gröfste von allem, — und es gibt noch etwas Größeres als den Namen.

2. Größer als der Name ist die Rede (vâç), weil sie dein Namen und mit ihm alles in der Welt kund macht (vijñâpayati).

3. Größer als die Rede ist das Manas (Verstand und zugleich bewußter Wille, hier namentlich der letztere), weil es Rede und Namen befaßt, wie die Hand zwei Früchte umspannt.

4. Gröfser als das Manas ist der Entschluß (auch die Vorstellung, saṃkalpa), weil vom Entschließen das Wollen, wie von diesem wiederum Rede und Name abhängig ist.

5. Größer als der Entschluß ist der Gedanke (cittam), weil von ihm das Entschließen, Wollen usw. abhängt.

6. Gröfser als der Gedanke ist das Sinnen (die Meditation, dhyânam); ein Grund dafür wird nicht angegeben; statt desseu findet sich nur ein Hinweis darauf, wie alles Grofse, in sich selbst Ruhende ,,gleichsam meditiert".

 

 

 

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 Samaveda

 

7. Größer als das Sinnen ist die Erkenntnis (vijñânam), weil sie — die Begründung knüpft nicht an 6. sondern an 2. an! -— alles, was die Rede nach 2. kundmacht, und mit ihm alles in der Welt erkennt (vijânâti).

8. Größer als die Erkenntnis ist die Kraft (balam), weil ein Kraftreicher mehr vermag als hundert Erkenntnisreiche. — Ein überraschender Übergang, namentlich für das indische Bewußtsein, welches sonst stets

das Wesen der Dinge im Intellektuellen sucht. Noch befremdlicher ist das Folgende.

9. Größer als die Kraft ist die Nahrung (annam), weil von ihr alle leibliche und geistige Leistungsfähigkeit abhängt.

10. Größer als die Nahrung ist das Wasser (âpas), weil von ihm alles Wachstum, somit die Nahrung und mit ihr alles übrige abhängt.

11. Größer als das Wasser ist die Glut (tejas), weil auf Sonnenglut und Blitz der Regen zu folgen pflegt.

12. Größer als die Glut ist der Äther (oder Raum, âkâça), weil in ihm Sonne, Mond, Sterne, Blitz und Feuer, als Träger der Glut, enthalten sind, und wegen der Abhängigkeit des menschlichen Treibens von ihm.

War schon der Übergang von den psychischen Faktoren 2—7 durch Vermittlung des balam zu den Elementen 9—12 befremdlich, so hat er doch sein Analogon in Chând. 6,5, wonach Manas, Prâņa und Rede von Nahrung, Wasser und Glut abhängig sind. — Aber ganz unverständlich

ist das folgende Zurückspringen zum Psychischen, um durch Gedächtnis und Hoffnung zum Prâņa zu gelangen.

13. Größer noch als der Äther ist das Gedächtnis (die Erinnerung, smara), weil ohne dasselbe das nach 12. vom Ather abhängige menschliche Treiben nicht möglich wäre.

14. Größer als das Gedächtnis ist die Hoffnung (âçâ), weil sie das Gedächtnis entflammt (der Wille den Intellekt anspornt).

15. Größer als die Hoffnung ist der Prâņa (der Odem, das Leben); ein Grund dafür wird nicht angegeben; wohl aber folgt eine schöne Schilderung des Prâņa, welcher, wie die Nabe alle Speichen, so alles (zunächst alle Bestandteile des Leibes) zusammenhält, und nach dessen Auszug aus dem Leibe nur noch die wertlose Hülle übrig bleibt. — Diese Auffassung des Prâņa als Brahman wird nicht mehr wie die frühern überboten, wer sie besitzt, ist ein Niedersprecher (ativâdin), d. h. er besiegt im Redekampfe alle andern. Und doch ist sie noch nicht das Höchsterreichbare; denn sie ist nur dessen empirische Erscheinungsform als individuelle Seele, welche als Subjekt sich noch die Objekte gegenüberstehen hat und daher beschränkt und klein ist. Sie wird zur höchsten, alles befassenden Seele, wenn man diese empirische Erscheinungsform ihr abstreift, — wenn man, die Unterschiede von Subjekt und Objekt aufhebend, sich zur vollen Unbeschränktheit (bhûman) erhebt. Dies geschieht auf folgendem Wege.

Nur der ist wirklich, ein Niedersprecher, welcher durch die Wahrheit niederspricht; diese beruht auf der Erkenntnis, diese auf dem Denken, dieses auf dem Glauben, dieser auf dem Daringewurzeltsein, dieses auf dem Schaffen, dieses auf der Lust, diese auf der Unbeschränktheit. Unter der Lust, die aus der Unbeschränktheit ab-

 

 

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Chändogya-Upanishad 7, Einleitung.

 

fließt, ja mit ihr identisch ist (yo vai bhûmâ, tat sukham), darf hier nicht die individuelle Lust, sondern die Wonne (meist ânanda genannt) als Attribut der Gottheit verstanden werden; dem entsprechend ist das Schaffen (kṛiti) nicht das Individuelle, sondern die aus der Fülle der Werdelust abfließende göttliche Schöpfertätigkeit; mit ihr wird eins, wer sich auf dem Wege der Erkenntnis, des Denkens und des Glaubens (çraddhâ, wörtlich: das ,,Knüpfen einer Verbindung" mit dem Göttlichen) zur niḥshṭh⠄dem Hervorwachsen aus - (besser vielleicht nisḥṭhâ deren Wurzeln in) dem Göttlichen" erhebt. Sonach scheint die Stelle das stufenweise Erheben schildern zu sollen von dem zwar das Göttliche enthaltenden, aber noch dem Reiche der Vielheit angehörigen Prâṇa bis zu dem Bhûman, der Unbeschränktheit, in welcher alle Unterschiede verschwunden, mithin auch der Erkennende selbst mit seinem Gegenstande eins wird und in ihm aufgeht.

 Herrlich ist die dann folgende Schilderung des Bhûman, der Unbeschränktheit, welche nichts außer sich sieht, hört, erkennt, welche unsterblich allein in ihrer eignen überirdischen Majestät beruht, und, so wie das mit ihr identische Ich, die Seele, an allen Orten gleich sehr gegenwärtig ist. Wer, in dieser Anschauung lebend, nur an dem Âtman seine Freude hat und alles in seiner Bedingtheit durch den Âtman erkennt, der ist frei, ist über Tod, Schmerz und Kummer erhaben und findet sein Ich in all den tausend Erscheinungen der Schöpfung wieder.¹ —

Wie konnte ein Denker, der über so erhabene Anschauungen gebot, Wohlgefallen finden an jenen vorhergehenden, den Leser ermüdenden und so das Interesse für die Hauptsache nur abschwächenden Definitionen ?

Als gegnerische, zu widerlegende Meinungen wären sie noch eher zu ertragen; aber sie treten auf als eine Reihe von Versuchen, in der Definition des Brahman sich selbst durch Größeres und immer Größeres (bhûya) zu überbieten (ativâda), und unter diesen Umständen wird jeder an der Willkür der Auswahl und noch mehr an der Willkür der Aufeinanderfolge Anstoß nehmen müssen. Es ist damit ganz ähnlich wie bei Platon im Sophista, wo den tiefsinnigen Untersuchungen über das ὅν und µἠ ὅν die puerilen imd nachlässigen Defintionen des Sophisten vorausgeschickt werden, und wir werden uns wohl damit bescheiden müssen, daß beide Denker, wenn sie ihren mitzuteilenden Gedanken eine scheinbar so unangemessene Einleitung vorausschicken, wohl dazu ihre besondern, uns aber nicht mehr erkennbaren Gründe gehabt haben mögen, — wie ich denn für die Diaeresen des Platonischen Sophista ehedem eine Hypothese aufgestellt habe, welche mir auch heute noch, nach fünfundzwanzig Jahren, durchaus einleuchtend erscheint {vgl. meine Commentatio de Platonis Sophistae compositione ac doctrina, Bonnae 1869, p. 69 fg.).

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¹ Weniger hoch steht der (wohl von andrer Hand zugefügte) Nachtrag, 26,2, welcher die Alldurchdringung materiell im Sinne einer yoginartigen Vervielfältigung versteht und die Reinheit der Seele von der Reinheit der leiblichen Ernährung abhängig macht. Auch das Wortspiel mit Skanda ist nicht viel wert.

 

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Sâmaveda.

 

Erster Khaṇḍa.

  1. ,,Belehre, mich, Ehrwürdiger!" — Mit diesen Worten nahte sich Nârada dem Sanatkumâr. Der sprach zu ihm: ,,Bringe mir vor, was du schon weißt, so werde ich dir das darüber Hinausliegende kundmachen." —

  2. Und jener sprach: ,,Ich habe, o Ehrwürdiger, gelernt den igveda, Yajurveda, Sâmaveda, den Atharvaveda als vierten, die epischen und mythologischen Gedichte als fünften Veda, Grammatik, Manenritual, Arithmetik, Mantik, Zeitrechnung, Dialektik, Politik, Götterlehre, Gebetlehre, Gespensterlehre, Kriegswissenschaft, Astronomie, Schlangenzauber und die Künste der Musen [wörtlich: der Halbgötter"]; — das ist es, o Ehrwürdiger, was ich gelernt habe:

  3. und so bin ich, o Ehrwürdiger, zwar schriftkundig aber nicht âtmankundig: denn ich habe gehört von solchen. die dir gleichen, daß den Kummer überwindet , wer den Âtman kennt; ich aber, o Ehrwürdiger, bin bekümmert; darum wollest du mich, o Herr, zu dem jenseitigen Ufer des Kummers hinüberführen!" — ,

  Und er sprach zu ihm: ,,Alles, was du da studiert hast, ist nur Name (nâman).

  4. Name ist der igveda, Yajurveda, Sâmaveda, der Atharvaveda als vierter, die epischen und mythologischen Gedichte als fünfter Veda, Grammatik, Manenritual, Arithmetik. Mantik, Zeitrechnung, Dialektik, Politik, Götterlehre, Gebetlehre, Gespensterlehre, Kriegswissenschaft, Astronomie, Schlangenzauber und die Künste der Musen, — das alles ist Name. Den Namen mögest du verehren!

  5. Wer den Namen als das Brahman verehrt, — soweit sich der Name erstreckt, so weit wird dem ein Umherschweifen nach Belieben zuteil, darum daß er den Namen als das Brahman verehrt."

  — ,,Gibt es, o Ehrwürdiger, ein Größeres als den Namen ?"

  ,,Wohl gibt es ein Größeres als den Namen."

  — ,,Das wollest du, o Herr, mir sagen!"

 

 

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Chândogya-Upanishad 7,2.

 

Zweiter Khaṇḍa.

1. "Die Rede (vâk), fürwahr, ist größer als der Name. Denn die Rede ist es, welche den Ṛigveda kundmacht, den Yajurveda, den Sâmaveda, den Atharvaveda als vierten , die epischen und mythologischen Gedichte als fünften Veda, Grammatik, Manenritual, Arithmetik, Mantik, Zeitrechnung, Dialektik, Politik, Götterlehre, Gebetlehre, Gespensterlehre, Kriegswissenschaft, Astronomie , Schlangenzauber und die Künste der Musen, dazu den Himmel und die Erde, Wind, Äther, Wasser und Feuer, die Götter und Menschen, die Haustiere und Vögel, die Kräuter und Bäume, die wilden Tiere bis herab zu den Würmern, Fliegen und Ameisen, Recht und Unrecht, Wahrheit und Unwahrheit, Gutes und Böses, Erfreuliches und Unerfreuliches; wäre die Rede nicht, so könnte nicht Recht noch Unrecht sich kundmachen, nicht Wahrheit noch Unwahrheit, nicht Gutes noch Böses, nicht Erfreuliches noch Unerfreuliches: denn nur die Rede macht alles dieses kund, die Rede mögest du verehren!

2. Wer die Rede als das Brahman verehrt, soweit sich die Rede erstreckt, so weit wird dem ein Umherschweifen nach Belieben zuteil, darum daß er die Rede als das Brahman verehrt."

  — ,,Gibt es, o Ehrwürdiger, ein Größeres als die Rede?"

  „Wohl gibt es ein Größeres als die Rede."

— ,.Das wollest du, o Herr, mir sagen!“

 

Dritter Khaṇḍa.

1. „Das Manas (manas) fürwahr ist größer als die Rede. Denn gleichwie eine Faust zwei Eicheln oder zwei Beeren oder zwei Nüsse umfaßt, also umfaßt das Manas die Rede und den Namen. Und wenn einer sein Manas darauf richtet, die heiligen Lieder und Sprüche zu studieren, so studiert er sie; oder die Werke zu vollbringen, so vollbringt er sie; oder sich Söhne und Vieh zu wünschen, so wünscht er sie sich, oder sich diese Welt und jene Welt zu wünschen, so wünscht er sie sich. Denn das Manas ist der Âtman, das

 

 

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Sâmaveda

 

Manas ist die Welt, das Manas ist das Brahman, das Manas mögest du verehren!

  2. Wer das Manas als das Brahman verehrt, soweit sich das Manas erstreckt, so weit wird dem ein Umherschweifen nach Belieben zuteil, darum daß er das Manas als das Brahman verehrt."

  — ,,Gibt es, o Ehrwürdiger, ein Größeres als das Manas?"

  ,,Wohl gibt es ein Größeres als das Manas."

— ,,Das wollest du, o Herr, mir sagen!“

 

 

Vierter Khaṇḍa.

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Deussen, Prof. Dr. Paul, "Sechzig Upanishad's des Veda - aus dem Sanskrit übersetzt und mit Einleitungen und Anmerkungen versehen von Dr. Paul Deussen, Professor an der Universität Kiel", zweite Auflage, Leipzig, F.A. Brockhaus, 1905, Seiten 170-187.

 

 

 

 

... folgt im Laufe der Monate/Jahre noch

 

 


 

2) Übersetzung gemäß Benediktinerpater Thaddae Anselm Rixner:

 

"Versuch einer neuen Darstellung der uralten indischen All-Eins-Lehre ...", von Thaddae Anselm Rixner, Professor der Philosophie am königlich Baierischen Lyceum zu Passau, Nürnberg, in der Steinischen Buchhandlung, 1808, ab Seite 161 bis ...

 

Diese Übersetzung wird in der Bayerischen Staatsbibliothek zum kostenfreien Lesen angeboten.

Einiges vorab:

Es werden dort folgende Rechtshinweise gegeben (...die selbstverständlich dann entsprechend auch für diese Abschrift meinerseits Gültigkeit behalten. Tippfehler bitte ich zu entschuldigen. Insofern ist der Orginal-Scan per Internet vorzuziehen. ...)

Rechtehinweise:


https://opacplus.bsb-muenchen.de/discovery/fulldisplay?docid=alma991045524539707356&context=L&vid=49BVB_BSB:VU1&lang=de&search_scope=MyInst_and_CI&adaptor=Local%20Search%20Engine&tab=Everything&query=any,contains,Versuch%20einer%20neuen%20Darstellung%20der%20uralten%20indischen%20All-Eins-Lehre%20...%22,%20von%20Thaddae%20Anselm%20Rixner,&offset=0

Link vom 27.8.2023

 

Es heißt dort ua daß Folgendes vorgegeben ist:

betreffs Digitalisat gilt:

"Kein Urheberrechtsschutz - nur nicht kommerzielle Nutzung erlaubt; der dazu
angegebene Link lautet:"

https://rightsstatements.org/page/NoC-NC/1.0/?language=de

Link vom 27.8.2023

 

Betreffs der Metadaten heißt es dazu bezüglich der Rechte-Situation:

"Metadaten
CC0 - Kein Urheberrechtsschutz"
der angegebener Link lautet:

 https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de

Link vom 27.8.2023

 

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XV. (18) das Brahmen.

Eine Unterredung des Lehrers Santkamar mit seinem Schüler Nard über das Vortrelllichste aller Vermögen des Menschen ; über das Vorzüglichste aller Körperelemente; und über das Wesen der höchsten Seligkeit.

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Zu Santkamar, dem Lehrer, kam einer seiner Schüler, mit Namen Nard, und that ihm den Vorschlag : Ehrwürdiger Vater! erlaube, daß ich dir eine Probe meiner VVissenschaft gebe ! Der Lehrer aber antwortete und sprach: So sage mir also, was du gelernt hast, und dann will ich dich über dieses Gelernte tiefer erforschen!

   Der Schüler versetzte: Ehrwüadiger Vater! ich' habe alle 4 göttlichen Bucher gelesen, und vermeyne , ihren Vierstand gefaßt zu haben, und ich weiß auch alle ihre· Sitten-Vorschriften auswendig ; allein bis diese Stunde habe ich noch immer keine lebendige und anschauliche Kunde von dem einigen wahren Wesen, das

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heißt, von dem höchsten Geiste mir erwerben mögen. Nun habe ich aber von Euch und Eures Gleichen rühmen gehört, daß Ihr diese hohe Gotteskunde besitzt,und durch sie zu dieser eurer vollkommen Ruhe, zu diesem unerschütterlichen Frieden, und zu dieser gänzlichen Befreyung von allen Leiden , was andere Menschen an Seel und Leib befallen möge gekommen seyd; so helft mir demnach, Ehrwürdiger Vater! daß auch ich von allem meinem Kummer und Müheseligkeit durch Eure Belehrung befreyt werden möge!

   Santkamar antwortete, und sprach: Lieber Freund! was da in denen göttlichen-Bücherrn gelesen hast, das Alles zielt ja gerade dahin ab, den Menschen von seinem Kummer und aller seiner Müheseligkeit zu befreyen, indem sie ihm zur Erkenntniß des wahren Seyns, welches Gott (Brahm), das beseelende Princip aller Dinge (Atma) ist, verhelfen. Der gesammte Inhalt der göttlichen Bücher ist kein anderer, als eben diese Erkenntniß, und alle Wissenschaften , ohne Ausnahme, setzen die Erkenntniß des wahren Seyns voraus.

 

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   Strebe dieses erste Seyn lebendig zu erkennen; in dem du wissend seyest, und seyend wissest, was du anbetest; und du wirst selbst nicht nur seinen Namens, sondern auch seiner Wesenheit, d.h. seines Seyns und Wissens theilhaftig werden; und nichts weiter zu verlangen, noch zu wünschen übrig haben.

Da antwortete Nard, und sprach: Sage mir, Ehrwürdiger Vater! giebt es denn in der Erkenntniß etwas Höheres , als den Namen, d. h. den Begriff und Verstand eines Wesens?

   Der Meister antwortete : Die Rede; das lebendige Wort (Goftar) ist vortrefflicherr als der geschriebene Namen, und der todte Begriff: denn durch die Rede Wird das göttliche Buch und alle Wissenschaft erst offenbar und mittheilbar. Die Rede, das lebendige Wort, lehret uns zuerst Himmel und Erden, Winde und Luft, Wasser und Feuer, Engel und Mensch , Papillon und Ameisen, fliegende und auf der Erde weidende Thiere, Vegetabilien und Bäume , wilde Thiere und Schlangen unterscheiden , ja die Rede selbst verräth uns den Recht-

 

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schaffnen und den Bösewicht, den Freund und den Feind, welchen wir sonst nicht kennen würden. Die Rede überhaupt ist, also göttlich, und das lebendige Wort, wodurch du selbstwissend und seyend, insbesondere den Namen und Begriff Gottes aussprichst, ist Gott .selbsten: Wer das lebendige Wort (oum), das Gott selbst ist, erkannt hat, und anbetet , der kann nichts aussprechen, was er noch vergeblich wünschen müßte , ohne es zu erhalten.

   Da sagte Nard abermal: Giebt es noch etwas Höheres in der Erkenntniß, als die Rede oder das lebendige Wort?
antworte mir auf dieses, Ehrwürdiger Vater !

   Und der Meister erwiederte: Höher noch, und vortrellflicher als der Begriff (der Gedanke) und die Rede (das Wort) ist die Anschauung des innern Sinnes (del, cor.), der Gedanke und das Wort, der Begriff und der Ausdruck sind dem innern Sinne immer zugleich gegenwärtig , er umfaßt sie beyde, wie eine Mannsfaust 2 Citronen -Aepfel zugleich umfassen mag. Noch mehr:

 

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wenn der Geist denket, so schafft er sich allemal durch dieses Denken selbst das Gedachte für die Anschauung des innern Sinnes. Wenn .er denkt, er lese das Buch, so schauet er sich selbst, zur Zeit, da er dieses denkt, als wirklich das Buch lesend, an; d.h. er ließt es wirklich in seinem inneren. Sinne: und wenn er denkt, das thue ich oder das will ich ich thun; so thut ers wirklich den Augenblick in seinem innern Sinne; und wenn er sich einen Sohn, oder einen Ochsen, oder ein Pferd, oder. ein Kameel wünscht, so hat er wirklich dieses alles in dem Augenblick in seinem innern Sinne gegenwärtig vor sich hingestellet; und wenn er diese oder die zukünftige Welt sich denket, so schaft er sie den Augenblick in seinem innern Sinne. Der innere Sinn ist der Geist; er ist das Seyn und das Wissen; er ist Brahm selbst: Wer dieses lebendig erkannt hat, und den Gott in sich selbsten anbetet, dem steigt kein Gedanken in seinem Herzen auf , was er vergeblich wünschen müßte, ohne es zu erhalten.

 

 

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   Nard fuhr fort : aber giebt es nicht
noch etwas Höheres , Ehrwürdiger Vater!
als die Erkenntniß; überhaupt etwas Höheres, als den Begriff, die Rede (oder das lebendige Wort, und die Anschauung?

   Der Meister erwiederte : (der Wille) (Sank-lap) und der Entschluß desselben ist höher als die Erkenntniß : denn Thun ist noch höher, als Wissen, durch den Entschlufs des Willens kommt der Gedanke und das Wort, die Rede, das Buch und die Wissenschahft erst zu Stande. Der Gedanke und das Wort, die Rede, das Buch und die Wissenschaft sind also sämtlich Erzeugisse des Willens, und kommen durch den Entschluß zu Stande , und Werden durch den Entschluß wiederum vernichtet. Der Entschluß schuf Himmel und Erde, Wind und Athem; Vegetabilien, und Thiere und Menschen , Bücher und Wissenschaften und Künste. Kurz der Entschluß schuf alles. Der Entschluß ist also Gott. Wer dieses lebendig erkannt hat, und in sich, selbst den Entschluß Brahms anbetet , der ist auf immer zur Ruhe gelangt, und nichts kann ihn mehr erschüttern .

 

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oder betrüben : denn alle seine Wünsche sind schon erfiillet.

  Nard fuhr fort zu fragen : Giebt es noch etwas Höheres als den Willen und dessen Entschluß, Ehrwürdiger Vater ?

Der Lehrer antwortete : Noch höher und vortrefflicher, als der Wille und der Entschluß, " ist Tschatnia , das ergriffene Reale, denn besser. noch als Wissen und Thun ist das Haben und Erlangen.

  Wenn der Mensch will, oder einen Entschluß fasset , wenn er denket oder redet, und für seine Begriffe Namen suchet, und diese in ein Buch vereiniget, was will er dadurch anders, als allein das Reale ergreifen? Aus dem Realen gieng Alles hervor, in dem Realen besteht Alles, und in das Wesen des Realen kehren alle Erscheinungen bei ihrem Untergange zurück. Wer dieses Eine ergriffen und eingesehen hat , ist weise, und wenn ihn auch das Volk für einen Unwissenden und Unnützen halten sollte, weil er nur ein beschauliches, kein aktives Leben führet: Wer hingegen dieß . Eine nicht weiß, mag Vieles wissen, und

 

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vor der Welt als ein Weiser gelten, auf dessen Reden jedermann achtet: — im Grunde ist und bleibt er dennoch unwissend — Das ergriffene Reale, der Besitz desselben, und die Freude darüber ist vortrefflicher noch, als der Wille, und alles was am Werthe dem Willen — nachsteht.

  Das Reale ist ein geistiges und sinnliches; es ist Seele und Körper zugleich; es ist der Mittelpunkt der Ruhe; es ist Gott, aus welchem Alles hervorgieng, in welchem alles bestehet und in dessen Wesenheit Alles zurückkehrt ! Wer dieses ·lebendig ergriffen hat, und Gott als das einzige Reale. erkennet und anbetet, der hat auf immer Ruhe gefunden , und steht von nun an fest und unerschütterlich, und alle seine Feinde vermögen ihm nichts mehr anzuhaben: mit dem Besitze des einzigen Realen sind zugleich alle seine Wünsche realisirt.·

  Da fragte Nard abermal: Ehrwürdiger Vater! kann es über den Besitz und das freudige Gefühl des ergriffenen Realen. noch Etwas wünschenswertheres für das " menschliche Begehrungsvermögen geben ?

 

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Der Meister erwiederte: da klare Bewußtseyn (Dehan, i. e. acty maschgouli) des ergriffenen Realen ist noch herrlicher, als der bloße Besitz desselben. Wer das klare Bewußtseyn des ergriffenen Realen hat, durch welches Himmel und Erde, Wasser und Berge, Engel .und Menschen geworden sind, der hat auf dem Wege der Wissenschaft und der Ertödtung der Sinne, mächtige Fortschritte gemacht, und die Freude, und Seligkeit, welche er am Ende seiner Laufbahn finden wird, ist eben der Lohn des klaren Bewufstseyns: So wie hingegen derjenige, welcher das Reale ergriffen hat; dennoch aber auf dieser Welt, sich ünglücklich und verachtet fühlet, im Grunde nur allein dafür büsset, weil er sich zum klaren Bewußtseyn seiner eignen Seligkeit noch immer durch seine Schuld nicht erhoben hat! — Wer dieses lebendig erkennt hat, und weiß, daß das klare Bewußtseyn unserer Göttlichkeit die Gottheit selbst ist, weche wir anbeten, diesem wird alles Erdenkliche immer nach Wunsch ausfallen.

 

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Nard fragte noch einmal: Sollte es denn über das itzt beschriebene klare Bewußtseyn des ergriffenen Realen, noch Etwas wünschenwertheres und Vortrefflicheres geben können ?

  Der Meister aber erwiederte : Die durch Wissenschaft bewirkte Gewißheit und Uiberzeugung von dem einzigen Realen (vekian) ist noch herrlicher als das klare Bewußtseyn desselben ohne wissenschaftliche Uiberzeugung: denn durch die Wissenschaft entstanden die 4 heiligen Bücher Rak-Beid, Djedji-Beid, Sam-Beid, und Athrban- Beid; und sie allein ist es, welche uns den Himmel und Erde, den Wind und die Lüfte, das Wasser und das Feuer, die Engel, die Menschen und die Thiere, vierfüßige und fliegende, zahme und wilde, Pflanzen und Bäume, Papillonen Würmer und Insekten, dann auch Gutes und Böses, Wahrheit und Lüge, Tugend und Laster, dieses und das zukünftige Leben kennen lernt. Wer die Wissenschaft lebendig ergriffen und erkannt hat, dafs Brahm selbst die Wissenschaft allerWissenschaften ist, und ihn in dieser Eigen-

 

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schaft anbetet, der ist zum Mittelpunkt aller Ruhe gelangt, durch diese Wissenschaft besitzt er Alles, was er wünschte.

  Nard hatte nunmehr wohl begriffen, daß es nichts Höhere als die lebendige Wissenschaft des Einigen Realen für die Menschen geben könnte.: er wollte nur noch die Bedingungen wissen, wie derjenige an Körper und Geist, beschaffen seyn müßte, welcher diese· Wissenschaft zu erlangen wünschte!

   Der Meister erwiderte, die erste Be-dingung für einen Schüler der Weisheit von Seite des Körpers ist eine gute,  dauerhafte, und feste Gesundheit: denn ein Starker wird immer hundert Schwächlingen (laß sie so viele Kenntnisse besitzen als sie wollen) überlegen seyn. Wenn der Schüler einen starken Körper, und eine dauerhafte Gesundheit besitzet, kann er desto mehr im Dienste seines Lehrers arbeiten, und sich dadurch seine Freundschaft erwerben; hat ihn der Lehrer liebgewonnen, so wird er auch um so viel vertraulicher mit ihm umgehen , und ihm desto nähern Zutritt zu seiner Person

 

 

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gestatten; durch diesen nähern Umgang wird der Scharfsinn und die Einsicht des Schülers immer wachsen, und der tägliche Unterricht, wenn er ihm anders ein aufmerksames Ohr leiht, wird ihn zum Herrn und Besitzer der einzig gewissen Wissenschaft, und folglich zu einem wahrhaften Weisen machen, dem es weder an Einsicht, noch an Kraft und Geschicklichkeit zu handeln gebricht, und welcher daher auch unfehlbar zu Ehren und Reichthümern [wenn er anders selbst will] wird gelangen können. — Die Kraft und Stärke ist immer Etwas sehr vortrefliches durch beydes bestehen Himmel und Erde, Gewässer und Berge, Engel und Menschen, vierfüssige Thiere und Vögel, Pflanzen und Bäume, Gewild und Schlangen, Papillon und Insekten. Die Stärke ist eine Gabe Brahms, und Brahm selbst ist wesentlich die Stärke; wer Brahm als die wesentliche Stärke aller Kreaturen erkannt hat, und anbetet, mag alles erlangen was die Stärke gewähren mag!

   Nard fragte weiter: worauf beruhet denn nun die Erhaltung der körper-

 

 

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lichen Stärke und Gesundheit eines Menschen?

 

Der Meister erwiederte: Höre du Forscher des Grundes; die Erhaltung der Stärke und Gesundheit des Körpers ist durch die Nahrung bedingt: denn wer 2 Tage lang keine Nahrung zu sich nimmt, wenn er ja am Leben bleibt, so verläßt ihn doch allmälig Gesicht und Gehör, Gedächtnis, Besinnungskraft und Verstand, und er ist nicht mehr im Staude Etwas zu thun, oder zu erkennen. *) So erkenne denn also, daß auch in der Nahrung der Menschen Brahm, und seine Kraft verborgen ist ! Wer immer Brahm als die wesentliche Nahrung des Menschen

 

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*) 2 Tage lang keine Nahrung genießt: Hier ist vermutlich ein Fehler in der Zahl eingeschlichen: denn oben im XIII. (16ten) Brahm wird dem Schüler eine 15 Tage lange Fasten aufgelegt, und Plinius versichert Hist. nat. Lib. XI. cap. 118 ab 54 homini non utique septimo de letale est, inedias durasse; at ultra undecimum plerosque certum est, mori. —

 

 

 

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erkannt hat, ,und anbetet, der kömmt ins Paradieß zu denjenigen, welche fromme Stiftungen fiä die unvergeltliche Nahrung ihrer Mitmenschen errichteten; und Alles, was er an Nahrung genießt, gedeihet ihm.

 

Nard, forschte noch weiter: und wodurch ist denn das Gedeihen der Nahrung selbst bedingt? Sage mir auch dieses, Ehrwürdiger Vater!
   Der Lehrer antwortete: Vernimm du Forscher des Grundes; Das Wasser ist die Bedingung des Gedeihens aller Nahrung, denn wenn es einige Zeitlang nicht regnet, dann kränkelt alles Lebendige, und des Futters für Menschen und Thiere wird weniger: wenn hingegen reichlicher Regen fällt, dann befinden sich alle Thiere wohl, und es wächst Nahrung im Ueberfluße. Das Wasser ist es, aus welchem ursprünglich alle Gestaltungen hervorgiengen. Aus dem Wasser nämlich entstanden der Himmel und die Erde mit ihren Gebürgen; ferner die Götter, die Menschen und die Thiere, welche am Boden weiden, oder in den Lüften fliegen; alle Gewächse und Bäume; alle wilden Thiere

 

 

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und Schlangen; alle Papillonen und Insekten: Alles dieses gieng aus dem Wasser hervor, und sind Erzeugnisse oder Gestaltungen desselben. So wisse denm also,

dafs das Wasser Brahm selbst ist; wer Brahm unter der Gestalt des Wassers erkannt hat, und anbetet, dem wird er geben, was sein Herz verlangt; Alles nämlich, was das Wasser gewähren kann.

  Nard forschte noch weiter: giebt es noch ein herrlicheres und vortreflicheres Element als das Wasser? Ehrwürdiger Vater!

Der Lehrer aber erwiederte: Vernimm du Forscher des Grundes; 'Noch herrlicher und vortrefflicher als das Wasser ist das Feuer, aus welchem das Wasser selbst entsteht. Denn ists nicht die Wirkung des Feuers der aufgehenden Sonne, welche die rauhen Morgenwinde vertreibet, den Luftkreis erwärmet , und die brüllenden mit dem Blitze schwangern Gewitterwolken erzeuget, aus welchen der Regen herniederstürzt ? — So wisse also und erkenne, daß das Feuer selbsten Brahm ist. Wer immer Brahm als das flammende Feuer des Alls erkannt hat, und anbetet,

 

 

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Wird leuchten wie Brahm selbst; sein ganzes Inneres ist von nun an lauter Licht und alle Finsterniß ist aus demselben entwichen; Auch wird er die ganze Welt und Alles, was sie enthält, in diesem Lichte verklärt erblicken, und durchaus seinen Wünschen entsprechend finden!

 

 

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Rixner, Pater A. Th. , "Versuch einer neuen Darstellung der uralten indischen All-Eins-Lehre ...", von Thaddae Anselm Rixner, Professor der Philosophie am königlich Baierischen Lyceum zu Passau, Nürnberg, in der Steinischen Buchhandlung, 1808, Seiten 161 - incl. Teil von 176

 

Fortsetzung folgt dann mal...

 

 

 

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   Sant-Kumar sprach: Dieses sind Büssungen und  Sinnen-Ertödtungen, die den Anfängern vorgeschrieben werden.

   Nard forschte weiter; aber welches ist der Zweck aller dieser Büssungen?

   Sant-Kumar sprach; der Zweck der Büssungen und Sinnen-Ertödtungen, ist der innere Trost, und die Seelenruhe, welche daraus entsteht.

   Nard forschte weiter: Lehre mich, Ehrwürdiger Vater! diesen innern Trost und diese Seelenruhe kennen?

   Sant-Kumar antwortete, dieser innere Trost und diese Seelenruhe ist über alle Beschreibungen erhaben, und das Höchste aller Güter.

   Nard forschte weiter: aber so sage mir doch, ehrwürdiger Vater, worin denn die Wesenheit dieses innern Trostes und dieser Seelenruhe besteht?

   Sant-Kumar antwortete: Das Wesen des innern Trostes, und der Seelenruhe bestehet darinnen, daß der höchste Grad derselben (Bhouma) schlechterdings nichts mehr zu wünschen übrig läßt; denn bliebe noch Etwas zu wünschen übrig, so

 

 

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könnte ja die Ruhe nimmermehr vollkommen seyn, sondern es würde immer noch ein Sehnen und Verlangen nach jenem Höhern, das uns noch mangelte, geben: wo aber noch ein Willen und Begehren ist, da ist nicht Ruhe.

   Wer bis zu dem höchsten Grade der Seelenruhe gekommen ist, der ist in Brahm entzückt, der sieht und weiß, hört und versteht nichts mehr ausser ihm und erinnert sich durchaus keines besondern Dinges; denn sein besonderes von Gott getrenntes Bewußtsein hat aufgehört. - Die höchste Ruhe ist unvergänglich, immerwährend, und keiner Störung oder Unterbrechung unterworfen. Denn daß z.B. das Sehen , das Hören, das Wissen, und das Verstehen unterbrochen werden kann, und nicht immerwährend sondern vergänglich ist: das kommt ja eben daher, weil hier die zufällige Vereinigung zwischen dem vorstellenden und empfindenden Subjekt, dann die Kraft und das Werkzeug der Vorstellung wie auch der vorgestellte Gegenstand wieder aufgehoben werden mag: dagegen im Zustande der höchsten Ruhe, welcher der

 

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Zustand der wahrhaftigen Einswerdung ist, das Schauende, das Schauen, und das geschaute ewige Seyn schlechthin und untrennbar Eins ist. Der zeitliche Sinn und Verstand hat nimmer Ruhe noch Rast; diese wird nur in einer Region, weche dem Sinn und Verstand unzugänglich ist, gefunden. [Pax Dei, quae exsuperat omnem sensum].

   Nard forschte weiter: Welches ist denn also die Region dieser hohen unzerstörbaren Ruhe, ehrwürdiger Vater! und wo mag man sie finden?

   Sant-Kumar antwortete: Die Ruhe geht aus sich selbst hervor, und kehrt in sich selbst zurück, d.h. sie entspringt aus sich selbst, und beruhet auf sich selbst.

Wenn du mich fragst, wo sie zu finden seye, so verweise ich dich an sie selbst du wirst sie nirgends anderes finden. Ihr Wesen ist zugleich ihre Form (aain) ihr Seyn ist ihr Erkennen; und beyde sind von einander nicht zu trennen: wenn du sie erreichst, wirst du sie kennen; wenn du sie kennst, hast du sie erreicht; wenn du sie inner dir besitzest, wirst du sie überall ober dir, unter dir — — vor und

 

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nach, rechts und links finden: — besitzest du sie nicht innerhalb, wirst du sie ausserhalb vergebens suchen!

   Und nach einer Weile fuhr er fort:

Gott ist die Ruhe; und Gott ist überall, unten, und oben, vornen und hinten, rechts und links; denn Gott ist alles; und damit Nard dieses nicht etwa falsch verstehen möchte, setzte er hinzu; der Geist Gottes ist die Weltseele (atma) ist oben und unten, rechts und links; auch ich lebe durch diesen Geist, und ich bin dieser Geist, denn der Geist ist alles.

   Wer dieses anschaulich erkannt hat, und von der Wahrheit dieser Lehre durchdrungen ist, der hat Friede und Seligkeit in sich selbst gefunden, der spielet mit sich selbst, und genießt sich selbst, und ziehet reinstes Vergnügen aus sich selbst; der ist der König und Beherrscher des Paradieses (Behescht), und alle Dinge müssen seinem Willen dienen.

Wer das Gegentheil zu wissen glaubt, der hat einen andern König über sich, und bleibt ein Sclav, wo er immer seyn mag; wenn er nicht einmal gar zu seyn aufhöret; und weder hier noch dort, wird

 

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es jemal völlig nach seinen Wünschen gehen.

   Wer hingegen diese Lehre anschaulich erkannt hat, und von ihrer Wahrheit durchdrungen ist, der sieht den Tod nimmermehr, weder die Krankheit, noch irgendein Ungemach; er sieht und fühlt lauter Freude und Seligkeit, denn er hat das All in seiner Gewalt, und Alles gehorchet seinen Wünschen. Sein Zustand ist der Zustand der vollkommensten Ruhe, seine Weisheit und Vorsicht beherrschet das Schicksal; frey von allen Banden der Begierlichkeit schlägt das Herz in seiner Brust.

   Durch diesen Unterricht hatte Sant-Kumar allen Rost der Unwissenheit, und die ganze Kruste des gemeinen Wissens aus dem Herzen seines Schülers Nard hinweggefegt, und abgelöset; ihn fürhend aus dem Dunkel der Unwissenenden zu der höchsten Erleuchtung der Wissenschaft der Gotteskundigen.

 

 

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Anmerkung zum XV. (18) Brahmen.

Der vorliegende Unterricht beschäftigt sich mit der Angabe des obersten Grundes alles Erkennens; alles körperlichen Seyns und Bestehens; und aller Seligkeit. —

Er begreift also nach unseren heutigen Art zu reden, Metaphysik, Physik, und Ethik in sich.

Die unterste Stuffe des Erkennens ist nach dieser Metaphysik der todte Begriff, und das noch im Gemüthe ruhende Wort; höhere Erkenntnis gewährt der Begriff, welcher den Ausdruck bereits gefunden hat, und durch die Rede, oder das lebendige Wort anderen mittheilbar geworden ist; - Noch höhere Erkenntnis gewährt die innere geistige Anschauung, welche den Begriff und das Wort miteinander vereinigt - über die Anschauung setzt der Lehrer dann ferner den Willensentschluß; über den Willensentschluß erhebt er das Ergreiffen und den Besitz des Realen; noch höher als das Ergreiffen des Realen, achtet er das klare Bewußtseyn dieses Ergreiffens; für das Höchste endlich der Erkenntnis erklärt er, die durch die Wissenschaft bewirkte Gewissheit und Ueberzeugung.

Die Physik dieses Unterrichts findet den nächsten Grund alles körperlichen Seyns und Bestehens,

 

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in der Nahrung jedes Wesens; den letzten Grund aber aller Nahrung und alles Wachsthums überhaupt in dem Wasser; den Urprung des Wassers in dem Feuer, den Grund des Feuers endlich in dem alles enthaltenden, und alles alles umschliesenden Luftraum, welcher Brahm selbst ist.

Die Ethik endlich dieses Aufsatzes rühmt als das erste der Güter des Menschen, seine Besonnenheit, als das 2te seine Wissenschaft des Seyenden an sich, nämlich des Wahren und Rechten; und als das 3te und Höchste die Ruhe und Entzückung in Brahm, welche nichts weiter zu wünschen übrig läßt.

 

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Rixner, Pater Anselm Thaddeus ,"Versuch einer neuen Darstellung der uralten indischen All-Eins-Lehre ...", von Thaddae Anselm Rixner, Professor der Philosophie am königlich Baierischen Lyceum zu Passau, Nürnberg, in der Steinischen Buchhandlung, 1808, Seiten 183 - 189

Dieses Buch ist via der Bayerischen Staatsbibliothek (www.bsb-muenchen.de) per Suchbegriff "Versuch einer neuen Darstellung der uralten indischen All-Eins-Lehre" auffindbar und Online lesbar.

 

 

 

Hier noch einiges Biographisches zu Pater Rixner:

Prof. Lipp benutzt für seine Biografie des Benediktinerpaters Prof. Dr. Anselm Thaddäus Rixners va auch dessen Autobiografie, "die bis zu seiner Niederlegung einer Lehrstelle der Philosophie an dem k. Lyceum in Amberg reicht" wie Prof. Lipp auf Seite 3 erwähnt.

 

Vorab einige Hinweise:

Rechtehinweise:


https://opacplus.bsb-muenchen.de/discovery/fulldisplay?docid=alma991070870789707356&context=L&vid=49BVB_BSB:VU1&lang=de&search_scope=MyInstitution&adaptor=Local%20Search%20Engine&tab=LibraryCatalog&query=any,contains,Dr.%20Rixner%20von%20Prof.%20Lipp&offset=0&pcAvailability=true

Link vom 27.8.2023

 

Es heißt dort ua daß Folgendes vorgegeben ist:

betreffs Digitalisat gilt:

"Kein Urheberrechtsschutz - nur nicht kommerzielle Nutzung erlaubt; der dazu
angegebene Link lautet:"

https://rightsstatements.org/page/NoC-NC/1.0/?language=de

https://www.digitale-sammlungen.de/de/details/bsb10341603

Link vom 27.8.2023

 

Betreffs der Metadaten heißt es bezüglich der Rechte-Situation folgendes:

"Metadaten
CC0 - Kein Urheberrechtsschutz"
der angegebener Link lautet:

 https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de

Link vom 27.8.2023

Rixner wurde am 3. August 1766 als Sohn des Tafernwirths in Tegnersee geboren. Seine Mutter, geborene Barth, und ihr Mann wählten bei der Taufe "Thaddäus Anton Dominkus" als Namen für ihren Sohn.

Die Familie war, nach den damaligen Verhältnissen, eine der wohlhabendsten und angesehensten Familien der ganzen Umgegend.

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Es war der 3. August des Jahres 1766, welcher den Tafernwirth zu Tegnersee, Joh. Ev. Rixner, und dessen Gattin, Maria Magdalena, geborene Barth, mit einem Söhnlein beschenkte, das in der Taufe die Namen Thaddäus Anton Dominikus erhielt.

Die Familie, welcher der junge Weltbürger angehörte, war nicht nur nach damaligen Verhältnissen eine der wohlhabendsten, sondern auch eine der angesehensten in der ganzen Umgegend. Der Vater, der dritte Sohn des Baders von Wildbad Kreuth, war, schreibt Rixner in seiner Autobiografie, "ein kluger und verständiger Mann, jedoch etwas grüblerisch und argwöhnisch, der gereist war und Allerlei gesehen und erfahren hatte und sogar ein wenig Latein verstand, weßwegen er dann auch bei den Bauern der ganzen Umgegend in großem Ansehen stand."

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Rixner's Mutter ...war fromm und haushälterisch ...: Sie war war, wie Rixner sich ausdrückt, von "geläufiger Zunge", dabei sehr reizbar und heftig, doch auch bald wieder zur Versöhnung geneigt. An dem kleinen Thaddäus übrigens hing sie nicht nur während seiner Kinderjahre mit aller Innigkeit der mütterlichen Liebe, sondern sie bewahre ihm diese auch fort und fort in den reiferen Jahren seines Lebens.

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Die Freude der beiden Gatten, die sie bei der Geburt ihres präsumtiven Erben und Nachfolgers empfunden hatten, sollte jedoch bald wieder getrübt werden; der Säugling hatte das Unglück, gleich in den ersten Wochen seines Daseins durch einen Fall vom Tische auf der rechten Seite seines Körpers fast gelähmt zu werden. Hand und Fuß begannen zu schwinden, und Rixner mußte die Folgen dieses Sturzes sein ganzes Leben lang mit sich herumtragen. Allein, was seinen Eltern anfänglich die Quelle bittern Schmerzes und Kummers gewesen, das war in der Folge für Rixner Gegenstand aufrichtigsten Dankens gegen die göttliche Vorhersehung, den er auch oft vor seinen Freunden aussprach. War es ja doch gerade dieser Unfall, der Rixners Vater in der Folge bestimmte, den kleinen, hinkenden Knaben, den er für untauglich zu seinem Gebwerbe erachtete, den Musen zu widmen.

Wir wollen nun Rixner über diejenige Periode des Lebensselbst erzählen lassen, in welcher an dem heitern, in sonnenheller Bläue lachenden Kinderhimmel bereits die ersten düstern, flüchtigen Wölkchen aufzusteigen beginnen, und der frohe Knabe nicht selten die Wahrheit jener dichterischen Worte auch an sich zu erproben anfängt: "Des Lebens ungemischte Freude war keinem Sterblichen zu Theil." Das erfuhr eben Rixner auch; denn es war die Stunde gekommen, die ihn den bildenden Händen eines häuslichen Informators in der Person des hochansehnlichen Dorfschulmeisters überantwortet hatte. - "Die deutsche Schule, schreibt er, besuchte ich nie, sondern der Schulmeister unterrichtete mich eigens im Lesen, Schreiben und Rechnen in meiner Eltern Haus; schon in meinem achten Jahre aber schickte man mich in die lateinische oder sogenannte Singschule in's Kloster als Hospitanten, um daselbst Latein zu lernen. Allein der Unterricht wolte anfangs bei mir gar nicht gedeihen; ich faßte nur Vokbalen in das Gedächtnis auf ohne allen Verstand und hatte gar keinen Begriff von Sprachformen und Verbindungen, so daß es lange währte, bis mir über die Bedeutung der Deklinationen und Konjugationen durch die Vergleichung der fremden mit der Muttersprache der erste Lichtstrahl aufging."

 

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     Zum Glücke fand er bald an P. Shrysogonus Zech einen anderen und vernünftigeren Leher, der es vortrefflich verstand das schlummernde Talent des Knaben zu wecken und zu entwickeln. Freilich bediente sich dieser in Fällen, in welchen er es für ersprießlich erachtete, eines in der Bibel sehr warm empfohlenen, in Zeiten ... Humanität aber hochverpönten Mittels, das seinen Schülern gar nicht selten Gelegenheit gab, tief gerührt mit dem alten Martial über "die Scepter" der Pädagogen, "die traurigen Gerten" zu seufzen. — "Er war, sagt Rixner, ein verständiger und vieljähriger, aber barscher und rauher Schulmann, der mich jedoch wegen meiner Schwächlichkeit und respektiven Krüppelhaftigkeit gegen meine übrigen Gespielen sehr gelinde behandelte."

Uebrigenes scheint dieses Tegnersee'sche Nachbild des alten "Orbilius Pupillus" ¹), den sein schalkhafter Schüler Horaz den "Prügelreichen" nennt, von dem Lehrer des Gesanges daselbst in der energischen Handhabung des Schulscepters noch übertroffen worden zu sein; ...

so erzählt uns auch Rixner hinwiederum, er habe, wiewohl Schüler der Singschule doch freiwillig auf den Unterricht in der Musik verzichtet. Der Grund aber, welcher ihn hiezu vermochte, war eben kein anderer, als der, daß er sah, daß dabei immer die "meisten Schläge" ausgetheilt würden.

So stand denn Rixner die Vorhalle des Musentempels keineswegs mit Rosen bestreut; im Gegentheile er mußte auf gar manche Dronen treten, die ihm außerdem auch von seinen häuslichen Verhältnissen, von dem unbeugsamen Willen seines Vaters und am meisten von dem Spotte und der Neckerei seiner muthwilligen Mitschüler auf den Weg geworfen wurden und die vielleicht manchem anderen Kranben von weniger entschiedenem Willen das Studieren für immer verleidet hätten. Hören wir ihn selber. "Ich galt, schreibt er, in der Singschule allerdings als Student; zu Hause hingegen war ich "Kellerbube" und so war auch meine Kleidung halb städtisch, halb bäurisch; auch der "Haarzopf", den ich damals noch trug, weil es mein vater duchaus so haben wollte und keinen Widerspruch litt, machte mir viele Beschwerlichkeit."

    Im Spätherbste des Jahres 1778 starb Rixners Vater und ein Jahr darauf schritt seine Mutter zu ihrer zweiten Verehelichung mit Franz Seraph Schiffmann von Lengries, einem Manne, dem Rixner das Zeugnis gibt, "er sei die beste und geduldigste Seele auf Gottes Erdboden gewesen." — Dieser sein Stiefvater ließ ihn gerne fortstudieren, besondes da er jetzt anfing, sich auszuzeichnen.

Endlich wurde er zu seiner großen Freude auf Aller-Heiligen mit des P. Shrysogonus rühmlichsten Zeugnissen versehen zur Fortsetzung seiner Studien in den höheren Gymnasialklassen und an dem Lyceum in die vom Benedictinern besetzte Studienanstalt zu Freising gesendet.

Unermüdlicher Eifer und rastlose Thätigkeit waren Grundzüge in Rixners Charakter; und wie sehr diese schon damals in dem kaum aus dem Knabenalter getretenen Jünglinge ausgeprägt waren, davon geben die glänzenden Erfolge, die er an dieser Studienanstalt errang, ein sehr rühmliches Zeugnis,...

...

Allein "die Zeit, sagt Göthe, ist unendlich lang und ein Tag ein Gefäß, in das sich sehr viel eingießen läßt, wenn man es wirklich auffüllen will." — wie aber der Jüngling dieses auszufüllen verstand

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¹) Hor. Epist. II. 1.70.

²) Göll, Kulturbilder I. 15. Leipz. 1863

 

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und ausfüllen wollte, davon gibt der Umstand Zeugnis, daß er trotz der angeführten Schwierigkeien in Rhetorik unter 60 Schülern den ersten Platz zu behaupten vermochte und die zwei ersten Preise erhielt.

...

Nach beendigten Gymnasialstudien hörte Rixner zwei Jahre Philosophie und unterzog sich in einem Alter von 17 Jahren nach damaliger Sitte einer öffentlichen Disputation. Sein Lehrer in der Mathematik war Prof. Gotthard Kufner aus dem Benediktinerstifte Metten, unter dessen Vorsitz er am Ende eines jeden der beiden philosophischen Jahre seine Thesen vertheidigt und dessen Zufriedenheit er sich in solchem Grade erworben hatte, daß er Willens war, Rixner als repitor publiens für die Primaner aufzustellen.

...

Dieser Mann scheint überhaupt großen Einfluß auf seinen dem Außern nach zwar unbeholfenen, dafür aber desto gelehrigeren Schüler gehabt zu haben; denn dieser war es auch, dem Rixner seinen Plan, nach Vollendung der philosophischen Studien die Aufnahme in irgendein Kloster nachzusuchen, zuerst mitgetheilt hatte.

Kufner ... führte sofort in den Osterferien seinen Schüler mit sich in sein eigenes Kloster Metten. Allein hier traf er mit seinem Schützlinge auf unerwartete Hindernisse. Man trug dem unangenehmen Eindruck, den das Außere des Kandidaten hervorbrachte, allzusehr Rechnung, und erst nach vielen und eindringlichen Vorstellungen gelang es Kufner, seinem wackeren Schüler mit noch zwei anderen Kandidaten aus derselben Studienanstalt die Aufnahme in das Noviziat zu erwirken. Die Herren von Metten hatten indessen bald Gelegenheit, sich von der Wahrheit eines sehr allzutäglichen Sprichwortes, daß nicht alles, was glänze, auch gediegenes Gold sei, zu überzeugen. Die beiden Kandidaten nämlich, welche sich duch ihr vortheilhaftes Aueßere in hohem Grade vor Rixner hervorgethan hatten, traten alsbald wieder in die Welt zurück, während Rixners einmal gefaßter Entschluß, sich weder durch das Zureden noch durch das Beispiel seiner Genossen zum Wanken bringen ließ.

    Hier drängt sich uns von selbst die Frage nach den Motiven auf, welche Rixner zum Eintritte in den Orden mögen veranlaßt haben, und warum er, wenn er nun einmal entschlossen war, sich dem Ordensleben zu widmen, nicht lieber zur Realisirung dieses seines Entschlusses das herrliche Stift in seiner schönen Heimat wählte, als das ihm völlig fremde Kloster Metten, welches noch dazu in Beziehung auf ökonomische und andere Verhältnisse mit jenem keinen Vergleich auszuhalten vermochte.

"Es ist, sagt Montalembert ¹), im tiefesten Grunde der menschlichen Natur ein instinktartiger, obwohl unklarer und flüchtiger Zug nach Zurückgezogenheit und Einsamkeit vorhanden, Wer, den das Laster nicht gänzlich verdorbenen oder Alter und Begierlichkeit abgestumpft haben, ist nicht ein oder das andere Mal in seinem Leben vom Zuge nach Einsamkeit ergriffen worden? Wer hat nicht in sich den lebhaften Wunsch nach einer dauernden, ruhig geregelten Einsamkeit gefühlt, in welcher Weisheit und Tugend dem Leben des Geistes und des Herzens, der Erkenntnis und der Liebe ihre reine Nahrung bieten?" — Gerade dieser Zug nach Einsamkeit und nach möglichster Abgeschlossenheit von allem, was auf die rastende Thätigkeit seines Geistes mehr oder weniger störend einwirken konnte, verbunden mit dem lebhaften Drange nach Erkenntnis und

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1) Geschichte der Mönche des Abendlandes I.

 

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Weisheit, war in Rixners Charakter mit aller Entschiedenheit ausgeprägt.

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    Dasjenige also, was geeignet war, das liebende Mutterherz mit banger Sorge zu erfüllen, — das, sagt er, machte mir duchaus keine Sorge; und so ließ ich mich denn im Vertrauen auf das Beispiel meines Lehrers Kufner einkleiden und trat mit meinen beiden Genossen das Noviziat an." — Endlich nahte der 16.September des Jahres 1787, der Tag, an welchem Rixner durch Ablegen der Gelübde im dritten Jahre nach seiner Einkleidung sich auf ewig Gott und dem Orden des großen Benedikt weihen sollte. Er legte dieselben ohne Zögerung in die Hände des damaligen Abtes Lambert Kraus ab, und dieser gab ihm den Namen: "Anslem."

     Die theologischen Disciplinen, Dogmatik, Moraltheologie, Kirchengeschichte und kanonisches Recht absolvirte er zur vollen Zufriedenheit seiner Lehrer udn Vorgsetzten mit den damals gewöhnlichen Disputier-Übungen im Kloster, worauf er 1789 die Priesterweihe empfing. Schon das nächste Jahr darnach wurde Rixner von seinem Abte ... an die Universität Ingolstadt gesendet, um sich dort den Studien der Jurisprudenz zu widmen;... Ueber seinen Aufenthalt dortselbst theit er uns nur einige sparsame Notizen mit.

     "Zu Ingolstadt, schreibt er, wurde ich in Hinsicht auf Philosophie besonders an Cölestin Steiglehner - nachmals Fürst-Abt zu St. Emmeran in Regensburg - angewiesen, der sich aber meiner wenig annahm. Mehr Eingang fand ich bei Heribert Grafenstein, durch welchen ich die erste Bekanntschaft mit den kantischen Schriften machte. Das Meiste aber gewann ich bei Gottfried Krenner, von welchem ich zuerst in das eigentliche geschichtliche Studium eingeführt wurde und das Mittelalter und dessen Formen liebgewann.

...

Indessen starb im Jahre 1790 der Herbstferien der Abt Lambert Kraus, der Rixners Liebe und Achtung in vollem Maße gewonnen hatte.

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Lamberts Nachfolger war Cölestin Stöckl, ein gründlicher Kenner und Freund der positiven Wissenschaften ¹), der jeden Katheder des civilistischen und kanonischen Rechtes mit Ehren eingenommen hätte.

...

    "Er beförderte mich, erzählt er uns, 1791 zum Professor des Kirchenrechts, das er einst selbst am Lyceum zu Freising und später zu Hause mit großem Ruhme und Ansehen lehrte.

...

Neben diesem seinem Lehramte setzte aber Rixner das Studium der Philosphie mit einem unermüdlichen Fleiße und mit einer Hingabe fort, die ihm schon jetzt, wie noch öfters in seinem späteren Leben, gar

 

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1) Das Kloster Metten und seine Aebte von P. Rupert Mittermüller, Straub. 1856, S. 249

 

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manchen schlimmen Streich spielten.

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Was konnte nun bei einer solchen Hingabe an das Lieblingsstudium dem jungen Philosophen erwünschter kommen, als der Ruf, den er im Jahre 1793 als Professor der Philosophie an das Lyceum zu Feising erhielt? .. wollen wir ihn in seiner bekannten Bescheidenheit ... selbst sprechen hören:

" Im Jahre 1793 zu Allerheiligen erhielt ich den Ruf der Philosophie an das Lyceum zu Freising, wo ich zuerst in eine neues und schweres Verhältnis kam, aber bald so viel Muth zu mir selbst gewann, daß ich es wagte, statt des veralteten Dogmatism kritische Philosophie nach "Kant" oder eigentlich nach J. Schulze und Reinhold zu lehren. Ich "tappte freilich damals nur nach Furor," aber ich hatte denn doch die Richtigkeit der bisherigen populären Philosophie einsehen gelernt. Meinen Versuchen und Aufsätzen wurden von mehreren Seiten Anerkennung und nicht verdientes Lob zu Theil." -

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Allgemach war nun das verhängnisvolle Jahr 1803 herangenaht. Schon im Spätherbste des vorausgegangen Jahres hatte eine churfürstliche Kommision den Activ- und Passivstand des Klosters untersucht und ein Inventar über die Gegenstände der Kunst und Literatur ... aufgenommen. Die Erfüllung der traurigen Ahnung dessen, was da kommen sollte, ließ nicht lange auf sich warten. - Es war das Fest des hl. Benedict, als der churfürstliche Kommisär erschien und die Aufhebung des Klosters nach seinem mehr als tausendjährigen Bestande verkündete.

...

 

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Damals freilich als der Geist der fanzösischen Revolution die Nerven des deutschen Volkes noch durchbebte, konnte Rixner nur ein mitleidiges Lädcheln erregen, wenn er schrieb:

"Noch lebt der alte Gott, der treue,

Der wieder schaffen mag, was welkt dahin,

Um in veränderter Gestalt auf's Neue

Zu seinem Ruhme wieder aufzublüh'n."

 

Die Formen mögen wechseln und vergehn,

Indem das Leben stets nach Neuem ringt;

Unsterblich sind Gefühle und Ideen

Des Ewigen, die keine Zeit bezwingt!"

...

    Rixner befand sich, wie wir oben gehört, als der entscheidende Schlag gegen sein Kloster geführt wurde, in der zu diesem gehörigen Pfarrei Michaelsbuch; dorthin zog er sich auch nach der Vertreibung seiner Mitbrüder zurück und suchte, treu seinem Lieblingsstudium, durch Lesen und Stuudium der Quellen und der Fortschritte der Philosophie zu einer gründlichen Erkenntnis und Beurtheilung alles dessen, was in desem Fache jemals geleistet worden war, seine eigenen Ansichten mehr und mehr zu klären und zu befestigen.

 Da fügt es sich, daß er mit einem Manne zusammentraf, dessen Urtheil damals keine geringe Geltung hatte und dessen Einfluß kein unbedeutender war. Es war dieses der Schulkommissär des nachmaligen Unterdonaukreises, Benno Michl. Dieser lernte Rixner bei einem zufälligen Besuche in Michaelsbuch kennen und war nicht gewillt, ein solches Talent und solche Kenntnisse auf einer einsamen Landpfarrei brach liegen zu lassen. .. . So kam es, daß Rixner noch im Jahre 1803 einen Ruf als Professor der Philosophie an das Lyceum Amberg erhielt.

...

   Indessen wirkte Vielerlei zusammen, um Rixner die beiden ersten Jahre seines Aufenthaltes in Amberg ziemlich zu verbittern. Er selbst theilt uns darüber Folgendes mit:

"Das erste Schuljahr in Amberg verlebte ich mühsam. ... ich war in der Philsophie mit mir selbst noch uneins;... . Auch nöthigte man mir verschiedene Fächer und Lektionen auf, wozu ich schlechterdings weder Lust noch Neigung hatte, z.B. Oekonomie in der Physik und Algebra in der Logik; überdies wurden mir wöchentlich 18 Stunden zugemuthet.

Feudig ergriff ich also die Gelegenheit des von Professor Kronbauer mir angebotenen Tausches nach Passau. ...

In Passau kam ich gerade an dem Tage an, da die Österreicher das Oberhaus beschoßen und des anderen Tages stürmend einnahmen. Ich stand daselbst als Collegen in der Philosophie Mailinger von Benediktbeuern, damals Rektor, später Professor in München, Siber von Scheyern - einer der vertrautesten Freunde Rixners - Martin von Tegnersee und Josef Müller, nachmals Schulrath in Augsburg.

In Passau trat ich 1808 zuerst als Schriftsteller auf mit dem Versuch einer Darstellung der von Anquetil du Perron herausgegeben indischen All-Eins-Lehre; auch entwarf ich dasebst 1809 meinen ersten Leitfanden für theoretische Philospohie."

Es ist für die Schelling'sche Schule bemerkenswerth, daß sie sich bald in die indische Philosophie oder Mythologie versenkte; einer der ersten Schellingianer, welcher diesem Gebiete ihre Aufmerksamkeit zuwandten, war eben Rixner. Gerade jenes erste Werk war es, das ihm auch noch in späterer Zeit von Seite seiner literarischen Gegner manche trübe Stunde bereitete. Einer der heftigsten Gegner der All-Eins-Lehre war unter anderem besonders Atzenberger, Professor der Theologie und Rixner's Collega am Lyceum zu Amberg.

"Diesmal kann ich nicht schreiben, gerade was ihr wollt, noch wie es euch gefällt, sondern was der Ernst des Lebens zu schreiben mich drängt - so lautet der Eingang eines Briefes, den Rixner an Hortig am 21.Januar 1813 von Amberg aus schrieb. - Atzenberger hat seine Vorlesungen - stellen Sie sich einmal vor - mit einer donnernden Invektive gegen Schelling angefangen, dem er nichts geringeres, als das gräßliche Projekt zur Last legt, bei den Volksklassen zwar die rohe Vergötterung der Natur, bei den höhern Ständen hingegen den Atheismus einführen zu wollen. - Doch mag er immer, wie er denn auch täglich thut, gegen Schelling's vermeintliche Ruchlosigkeit in Invectiven sich ergehen, da der Streit, was ein Mann gelehrt habe oder nicht, im Grunde der Wissenschaft selbst doch allemal fremd bleibt. Weit fataler ist es, daß Atzberger die All-Eins-Lehre überhaupt und in jeder Gestalt verdammt und wenigstens seiner Sprache nach das Wesen der Vernunft und die Vernunft-Wissenschaft selbst ganz zu mißkennen scheint, indem er völlig wie ein Vernunfthasser und Vernunftschmäher redet.

Ich nun meinerseits wollte ihm hiebei von Herzen einräumen, daß er vollkommen recht habe, wenn er gegen die Naseweisheit der pur allein menschlichen, von Gott getrennten Vernunft, gegen die eigentliche Vergötterung der Endlichkeit als solcher und gegen die Verwechslung des ewigen Lichtes mit dem

 

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blassen Abglanze desselben mit Heftigkeit als pro aris et focis deklamirt: wenn er mich auch seinerseits zugestehen wollte, daß gerade die von ihm so sehr geschmähte Vernunft - wenn sie anders der Einwirkung des göttlichen Lichtes sich nicht widersetzt - von Natur aus nicht eitel Finsternis, nicht Lügnerin und Trügerin, nicht eine Feindin Gotes und der Wahrheit, nicht bloße Scheinkünstlerin und Sophistin: sondern viemehr gerade das geringste, von ihm - einem Reden nach zu urtheilen - so sehr verkannte Organ sei, dadurch der Abglanz der göttlichen Erleuchtung dem Menschen an ihm selbst und an der Natur sichtbar wird und die selbst recht eigentich dieser Abglanz ist.

Die übrigen parziellen Mißverständnisse gegen die All-Eins-Lehre würden dann wohl von sich sebst wegfallen, als zB daß die In-Eins-Bildung des Endlichen und Unendlichen keine Amalgamation oder Vermischung; daß die Origination der Dinge aus Gott keine manichäische Emanation; daß die Einswerdung mit Gott nicht Confusion, sondern Harmonie sei und folglich den Unterschied aufhebe, sondern nur unterordne" u.s.w.

Diese kurzen Andeutungen zeigen uns einerseits klar genug den Standpunkt, den Rixner bei Bearbeitung seines ersten der Oeffentlichkeit übergebene philsophischen Werkes eingenommen, andererseits deckt uns die ruhige, versöhnliche, die Grenzen des Anstandes nirgends überschreitende Polemik einer der edelsten Charackterzüge Rixners auf. Jedermann nämlich, der ihn gekannt, weiß, daß Rixner stets die von den seinigen abweichenden Meinungen Anderer zu achten pflegte, wenn sie nur nicht gegen Vernunft und Sitte verstießen, und niemals war, wenn er in eine Fehde gerieth, die Herausforderung von ihm ausgegangen.

...

Wir haben oben Rixner bei seinem während der Bestürmung des Oberhauses durch die Österreicher erfolgten Einzuge in Passau verlassen. Vollkommen zufrieden mit dem Tausche, den er, wie er bemerkt, mit Prof. Kronbauer eingegangen, entwickelte er auch hier den gewöhnluchen unermüdeten Eifer in seinem Lehramte, als unvermuthet die Aufhebung des Lyceums in Passau erfolgte. Zwar hätte Rixner auch jetzt noch als Lehrer der sogenannten philosophischen Vorbereitungsschule im Lehramte verbleiben können, allein da diese Stelle seiner Neigung duchaus nicht zusagte, zog er es vor, um temporäre Quieszenz nachzusuchen, die er auch

 

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mit Zurückweisung auf seine Klosterpension — 400 fl. — und dem Versprechen der Wiederanstellung bei der nächsten Vakatur erhielt. Nun zog er sich in seinen Geburtsort Tegernsee zurück und lebte wieder einsam und ungestört seinen Studien.
     Diese seine Muße war jedoch von kurzer Dauer; denn schon im folgenden Jahre wurde er neuerdings auf den Lehrstuhl der Philosophie nach Amberg gerufen, wo er bis zum Jahre 1834 verblieb.
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Am besten jedoch sprechen für Rixner's nimmer rastenden Fleiß sowohl als für dessen tiefes, vielseitiges Wissen  seine literarischen Werke. Außer dem oben erwähnten Versuche eine rneuen Darstellung der Indischen All-Eins-Lehre erschienen von ihm:


1. Darstellung des Fundaments der All-Eins-Lehre an den Formeln der Infinitesimal-Rechnung; eine kleine Abhandlung in Ast's Journal der Wissenschaft und Kunst. Bd. I, Heft 3 und Bd. II, Heft 2.
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18. Geschichte der Philosophie bei den Katholiken in Altbaern, bayerisch Schwaben und Franken 8. München bei Franz. 1835.
Außerdem finden sich noch viele literarische Produkte verschiedenen Inhalts, wie ...

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Dagegen war es insbesondere Hegel, der über Rixner's Hauptwerk: "Geschichte der Philosophie," das günstigste Urtheil fällte und demselben in Heidelberg, ja selbst in der "Metropole der Intelligenz" in Berlin Eingang verschaffte, wo darüber gelesen wurde.
   Noch mehr! Im Jahre 1824 ließ der geniale MInister Frh. von Stein durch Hrn. Bischof Sailer dem Gelehrten aus Böotien sogar eine Lehrstelle an der Universität zu Breslau antragen, die er aber selbstverständlich ausschlug; die philosophische Fakultät in München sandte ihm das Diplom des Doktorgrades tax-und siegelfrei und die Akademie der Wissenschaften nahm ihn unter die Zahl ihrer correspondirenden Mitglieder auf.

...


Unter seine literarische Gegner sind außer Atzenberger besonders Salat, Reinhold und Wirth von Dilligen zu rechnen.

...


"Wirth von Dillingen, erzählt er in seiner Autobiografie, schrieb im Jahre 1829 ein Programm gegen mich, worin er mit Irreligiösität ganz ohne Grund vorwirft; fand aber wenig Beifall und erregte nicht die mindeste Sensation."

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...; ein Nervenschlag führte, nachdem er ein Alter von 72 Jahren erreicht, am 10. Febr. 1838 plötzlich und augenblicklich das Endes seines Lebens herbei.

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"Fiede seiner Asche!"

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Lipp, Prof. P. Matthias, "Erinnerungen an Prof. Dr. Anselm Thadd. Rixner", Programm zum Schlusse des Studienjahrs 1864/65. von P. Matthias Lipp, Professor in Metten, Druck der Thomann'schen Buchdrucker in Landshut, 1865

siehe betreffs Online-Lesbarkeit der gesamten Biografie in der bayerischen Staatsbibliothek, www.bsb-muenchen.de.

 

 

 


3)  Übersetzung ins Deutsche der siebenten Lektion aus dem Buch:

The


Cha'ndogya
Upanishad


and


Sri Sankara's Commentary

Translated by

Ganganath Jha, M.A., F.T.S.

Published by


V.C. Sesacharri, B.A., B.L., M.R.A.S.
Vakil, High Court, Madras

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Fourth Volume

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Madras

G.A. Nateban & co, Printed Esplande.

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1899

 

Das Buch wurde Mrs. Annie Besant, mit deren freundlicher Erlaubnis, gewidmet.

 

Die siebente Lektion beginnt auf der Seite 193:

 

The Cha'ndogya Upanishad

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Adhyaya VII

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Khanda 1

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Nârada wandte sich mit folgenden Worten an Sanatkumára: „Unterweisen Sie mich, Sir.“ Er sagte: "Sage mir, das was Du schon weißt und dann werde ich Dich betreffs des darüberhinaus Reichenden, belehren." Er erwiderte.

(1)

 

Kommentar — Der sechste Adhyaya der va der Lehre und Unterweisung im Hinblick auf die Höchste Wahrheit gewidmet war, ist nur betreffs der genauen Bestimmung des Einsseins des wahren Selbsts nützlich; die Einchränkungen aber auch Milderungen, die sich aus dem Wirklichen heraus ergeben, wurden noch nicht geklärt. ...

 

Überarbeitung und Fortsetzung folgen dann so nachund nach im Laufe von  Monaten/Jahren

 



Otto von Böhtlingk's Übersetzung der siebenten Lektion der Chândogya-Upanishad direkt aus dem Sanskrit ins Deutsche.

 

Gibt es als Reprint und kann somit gelesen werden.

 

... folgt im Laufe der Monate/Jahre noch

 


Dr. med. Mischel's Übersetzung der siebenten Lektion der Chândogya-Upanishad direkt aus dem Sanskrit ins Deutsche.

 

Dr. med. Mischel übersetzte den kompletten Oupnek'hat aus dem Lateinischen ins Deutsche; darunter auch die Chândogya-Upanishade und insbesondere deren siebente Lektion.

"Das Oupnek'hat : die aus den Veden zusammengefaßte Lehre von dem Brahm"
Einheitstitel,  aus der sanskrit-persischen Uebersetzung des Fürsten M. Daraschekoh ins Lateinische von Anquetil Duperron (1801, 1802), in das Deutsche übertragen von Franz Mischel.

War früher in der Bay. Staatsbibliothek Online lesbar; aber seit der Umstellung auf das neue Datenbanksystem im Juni 2023, war es für mich auf die Schnelle dort nicht mehr auffindbar.

 


Professor Hillebrandt's Übersetzung des 15'ten Verses der siebenten Lektion der Chândogya-Upanishad direkt aus dem Sanskrit ins Deutsche.

 

Hillebrandt, Alfred, "Religiöse Stimmen der Völker", "Aus Brahmanas und Upaniṣaden,  Gedanken Altindischer Philosophen, übertragen von Alfred Hillebrandt, Eugen Diderichs Verlag, 4. und 5. Tausend, Jena, 1923.

Prof. Hillebrandt's Übersetzungen von Upanishaden wurde nach 1945 auch mal vom Eugen Diderichs Verlag neu herausgegeben und ist insofern in Buchform verfügbar.

Auch Online ist es lesbar. (www.pushpak.de)

... folgt im Laufe der Monate/Jahre noch


Literaturverzeichnis:

Böthlingk, Otto von, "KHÂNDOGJOPANISHAD, kritisch herausgegeben und übersetzt", von Otto von Böthlingk, Leipzig, Verlag von H. Haessel, 1889

Deussen, Prof Dr. Paul, "Sechzig Upanishad's des Veda, aus dem Sanskrit übersetzt und mit Einleitungen und Anmerkungen versehen von Dr. Paul Deussen", Professor an der Universität Kiel, zweite Auflage, Leipzig, F.A. Brockhaus, 1905.

Grieb, Christoph Friedrich, "Chr. Fr. Grieb's Englisch-Deutsches und Deutsch-Englisches Wörterbuch, mit besonderer Rücksicht auf Aussprache und Etymologie", neu bearbeitet und vermehrt von Dr. Arnold Schröer, ord. Professor an der Handels-Hochschule Köln weiland ord. Professor der Englischen Philologie an der Universität Freiburg i.B., zwei Bände, erster Band: Englisch-Deutsch, elfte Auflage (unveränderte Auflage der Neubearbeitung), Stuttgart, Paul Neff Verlag, Max Schreiber, 1904

Hillebrandt, Alfred, "Religiöse Stimmen der Völker", "Aus Brahmanas und Upaniṣaden,  Gedanken Altindischer Philosophen, übertragen von Alfred Hillebrandt, Eugen Diderichs Verlag, 4. und 5. Tausend, Jena, 1923.

Ising, Dr. phil. Francis, "Englisch für Dich - English for you", zusammengestellt von Dr. phil. Francis Ising, mit Genehmigung der Alliierten Militärregierung, Ernst Wilhelm Schulz Verlag, Minden/Westfahlen, 1945, gedruckt bei Wilhem Köhler, Minden/Westf.

Jha Ganganath, "The Cha'ndogya Upanishad and Sri Sankara's Commentary", Translated by Ganganath Jha, M.A., F.T.S., Published by V.C. Sesacharri, B.A., B.L., M.R.A.S., Vakil, High Court, Madras, Fourth Volume, Madras, G.A. Nateban & co, Printed Esplande.1899

Lincke, Prof. Dr Kurt, "Grammatik der Englischen Sprache für höhere Lehranstalten bearbeitet von Prof. Dr. Kurt Lincke, Studienrat an der Klinger-Oberrealschule, mit Lehrauftrag an der Universität Frankfurt am Main", dritte Auflage, Frankfurt am Main, Verlag Moritz Diesterweg, 1923

Mischel, Dr. med. "Oupnek'hat" durch Dr. med. Mischel aus dem Lateinischen ins Deutsche übertragen, Dresden, Komissionsverlag und Druck von Heinrich, 1882, 2 Bände.

Rixner, Pater Anselm Thaddeus ,"Versuch einer neuen Darstellung der uralten indischen All-Eins-Lehre ...", von Thaddae Anselm Rixner, Professor der Philosophie am königlich Baierischen Lyceum zu Passau, Nürnberg, in der Steinischen Buchhandlung, 1808, Seiten 161 bis 189